Die WHO definiert primäre Sterilität erst nach Ablauf von zwei Jahren ungewollter Kinderlosigkeit. Da aber über 80% der Frauen bereits nach Absetzen oraler Kontraceptiva schwanger sind, erscheint es sinnvoll, mit diagnostischen Maßnahmen bereits nach einem Jahr ungewollter Unfruchtbarkeit zu beginnen. Die Ursachen primärer Kinderlosigkeit verteilen sich wie folgt: 40% auf den Mann, 40% auf die Frau und für 20% sind Mann und Frau als Ursache bekannt.

Ursachen für Infertilität beim Mann sind anatomische Faktoren, Störungen des Hormonhaushaltes, genetische Veränderungen, akute und chronische Entzündungen der Prostata und der Genitalorgane, Medikamente und Umwelteinflüsse.

Die Diagnose der Infertilität umfaßt die körperliche Untersuchung, den Laborstatus mit Hormonbestimmung, Ultraschalluntersuchung der Genitalorgane und die mikroskopische Untersuchung einer frisch gewonnenen Ejakulatprobe. Für spezielle Fragestellungen stehen weitere Untersuchungsmethoden zur Verfügung.

Eine Therapie ist nicht immer möglich. Nur bei 1% der Patienten sind endokrine Störungen die Ursache und somit kausal behandelbar. Bei eingeschränkter Beweglichkeit der Spermien ist eine Therapie mit z.B. Kallikrein, Pentoxifyllin oder mit Tamoxifen und Clomifen möglich, ein Beweis für die Wirksamkeit dieser Stoffe fehlt bis heute noch.
Die aussichtsreichsten Behandlungsmethoden einer männlichen Sterilität sind die modernen Reproduktionsverfahren. Das Grundprinzip aller dieser Verfahren besteht darin, daß Samenzelle und Eizelle in einem physiologischen Millieu einander näher gebracht werden, mit dem Ziel, dadurch leichter eine Fertilisation zu erreichen. So wurde 1978 das erste "Retortenbaby" geboren.