Kinderurologische Fragestellungen in der Arztpraxis machen etwa 4% der Konsultationen aus. Mit dem zunehmenden Einsatz der Sonographie werden Harnwegsfehlbildungen immer früher und häufiger erkannt.
Kleine Kinder können ihre Beschwerden selten selbständig äußern und lokalisieren. Der Urologe ist daher auf die Beobachtungen der Eltern angewiesen.

 
     
 
Das Einnässen (Enuresis)
 
 

 

Enuresis bedeutet im weitesten Sinne unwillkürlicher Urinverlust in einem Alter, in welchem normalerweise die volle Beherrschung der Blasenfunktion vorausgesetzt wird. Dies gilt für Mädchen ab dem 5.Lebensjahr und für Jungen ab dem 6.Lebensjahr. Eine isolierte Enuresis nocturna (während der Nacht) findet sich bei etwa 80% dieser Kinder, 15% nässen sowohl tagsüber als auch nachts ein und lediglich 5% weisen eine isolierte Enuresis diurna (während des Tages) auf. Kinder mit isolierter Enuresis nocturna nehmen während des Schlafes meist den Harndrang nicht wahr; tagsüber zeigen die Kinder ein unauffälliges Miktionsverhalten.
Die Enuresis diurna stellt ein komplexes Problem dar, das einer differentierten Diagnostik und Therapie bedarf. In den meisten Fällen kommt es auch zum nächtlichen Einnässen.
Die Abklärung erfolgt mittels Urindiagnostik,

Ultraschalluntersuchung, Miktionszystourethrogramm (Röntgenuntersuchung der Harnröhre und der Harnblase während der Füll- und Entleerungsphase) und wenn notwendig einer psychologischen Diagnostik. Beim Miktionszystourethrogramm werden auch Anomalien der Harnleitereinmündungsstellen diagnostiziert.
Die Therapie zielt in erster Linie auf das Erlernen der altersentsprechenden Blasenkontrolle ab. Eine Hilfe für Schulkinder kann sein , den Lehrer auf das besondere Problem des Kindes aufmerksam zu machen und ihn zur Erlaubnis des „Austretens" während der Unterichtsstunde zu veranlassen. Die medikamentöse Therapie beinhaltet die Behandlung der Harnwegsinfekte und die Dämpfung der unwillkürlichen Blasenmuskelkontraktionen.
 
     
 

Phimose (Vorhautverengung): Circumcision

 

Hodenhochstand

 
  Ein Hodenhochstand findet sich bei 3-6% der termingerecht geborenen Jungen, bei Frühgeborenen gar in 9%. Ein Hodenhochstand führt unbehandelt zur Störung der Spermienproduktion, ein unbehandelter beidseitiger Hodenhochstand geht mit einem völligen Fehlen von Spermien einher. Patienten mit einem Hodenhochstand in der Vorgeschichte entwickeln häufiger einen Hodentumor. Das Risiko, einen Hodentumor zu entwickeln, ist beim Hodenhochstand 20- bis 40fach höher als bei normalen Lage. Die Ansichten über den
günstigsten Zeitpunkt zur Therapie des Hodenhochstandes führten in den letzten 20 Jahren zu einer Verlegung des Behandlungsbeginns vom frühen Schulkindesalter in das frühe Kleinkindesalter. Ziel ist es die Therapie des Hodenhochstandes zum Abschluß des 2. Lebensjahres erfolgreich beendet zu haben. Die hormonelle Therapie (als Nasenspray, Spritze oder kombiniert) sollte als primäre Therapie erfolgen. Bei erfolgloser Hormontherapie erfolgt die operative Versetzung des Hodens in den Hodensack.